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Der alte Herzog und das Karussell
Der alte Herzog und das Karussell

Der alte Herzog und das Karussell

Update Sommer 2021

Den Haudegen wird‘s schwummerich:
„ Die drehen ja schon wieder durch“

Den ehemaligen Untertanen der Braunschweiger Originale Kalle und Fritze hat das Drehwurm-Pläsir des ersten Korona-Jahres offenbar so gut gefallen, dass sie sich fürs Durchhalten in der Pandemie gleich noch einmal durchdrehen lassen. Und zwar mehr denn je.

Alte Herzöge haben‘s sogar in Braunschweig auch nicht immer leicht: „Die drehen ja schon wieder durch“ – eine Glosse von und mit Jos van Aken

Das Sommervergnügen 2021 kommt (nach dem Motto „Panem er Circenses“?) wieder gut an beim Fuß(gängerzonen)Volk. Die beiden Braunschweiger Nobel-Originale, die zu Lebzeiten übrigens als Herzog Karl Wilhelm Ferdinand und Herzog Friedrich Wilhelm und echte Haudegen ohne Happy End bekannt waren, hat ja mal wieder keiner gefragt.

Die hohen Herrschaften, die sonst geduldig zum Shopping einladen kommen einfach nicht zur Ruhe. Nachdem sie sich nolens volens damit abgefunden hatten, vor einem Mega-Kaufladen rumsitzen zu müssen auf ihren treuen Zossen, dachten sie, der Rummel, der bereits im vorigen Jahr ihre hochwohlgeborene Ruhe gestört hatte – und das unter dem Vorwand eines „Sommervergnügens“ – sei wohl für lange Zeit die letzte Zumutung. Immerhin, so sollen sie geäußert haben, seien sie ja nicht „Braunschweiger Krethi und Plethi“, sondern echte Welfen und hätten wohl nach ihrem Dahinscheiden im Schlachtengetümmel ein gewisses Anrecht auf Ruhe im Ruhestand, pardon Ruhesitz.

Was lernen wir daraus? Wer sich zum Shopping-Türsteher oder -sitzen machen lässt, sollte sich über den Rummel nicht beschweren.



Video „Der alte Herzog & das Kettenkarussell“

Da steht er nun, der Haudrauf und  Kriegs”held” a.D., der Karl Wilhelm Ferdinand, und irgendwie versteht er die Welt nicht mehr. Erst wurde er, respektive sein Denkmal, vom Löwenwall, wo er auch nicht so recht hingehörte, unter großem Trara wieder vor seine ehemalige Residenz, verpflanzt.

Zu spät dämmerte ihm, dass seine ehemals “standesgemäße” Wohnstatt mittlerweile  zur Shopping-Absteige verkommen war. Immerhin sah das gemeine Volk aber wieder zu ihm auf, mag er  wohl selbstgefällig gedacht haben. Und gottlob war ihm gestattet worden, dem “Fake-Schloss” (oder ist es doch eine der sich pandemieartig verbreitenden “alternativen Fakten”?) den Allerwertesten seines Schlachtrosses (und gleichermaßen den seinigen) zuzuwenden.

Aber dann DAS: Der Pöbel beliebte, sich in seinen Schatten zu lümmeln, ja: zu fläzen – ohne ihn, der im stolzen Alter von 71 Jahren heroisch einem Arbeitsunfall erst vom Schlachtross und dann zum Opfer gefallen war auch nur eines untertänigen Blickes zu würdigen. Die Sprache hatte es jetzt aber wohl dem 1806 Verblichenen letztendlich  verschlagen – so er denn noch sprechen könnte -, als Rat und Verwaltung der Stadt Heinrichs des Löwen ihm auch noch ein veritables Kettenkarussell direkt vor die Hoch noble Nase setzten.

Ein Trost für den ollen Herzog: Irgendwie schaffte es der edle Greis zu Pferde, ab und an das plebejische Plaisir-Instrument stundenlang zum Stillstand zu bewegen  (Verschwörungs-Aluhut-Träger munkeln  neuerlich vielsagend  von “herzöglicher Telepathie” – oder lebt denn der alte Herzog gar noch tief drin in seinem Denkmal? Holzmichel lässt grüßen.

Das sind zur Zeit die wenigen Momente, in denen der alte Mann mit dem komischen Hütchen endlich wieder er selbst sein darf – und wenn ihn dann auch noch die Sonne ins rechte, hochherrschaftliche Licht rückt (oder war das etwa dieser verdammte Fotograf mit seinen billigen Tricks am Computer?), dann setzt er sich im Sattel zurecht und träumt davon, dass die verdammte Kugel der napoleonischen Truppen ihm doch nicht, tückisch von der Seite abgefeuert, beide Augen – und schließlich das Leben – genommen hätten.

Text und Fotos ©2020 Jos van Aken

Videoversion von “Der alte Herzog und das Karussell

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