Leuchtendes Rot ist ein absoluter “Hingucker”. “Knallrot” schlägt locker jedes “Knallgelb” – Knallblau oder Knallgrün gibt es gar nicht …
Mir geht es wie vielen unter uns: das lockende Rot in all seinen Nuancen ist einer meinen absoluten Favoriten in der Welt der Farben. Bei der Beschäftigung mit diesem sensorischen Phänomen fiel mir auf, dass im Dunstkreis der U-Musik von Pop bis Schlager in den vergangenen Jahrzehnten ein gnadenloser Verdrängungswettbewerb stattfindet. Letztlich lässt das Rot nur einer Pflanze anderen Phänotypen keine Chance: Das Rot der Rosen. Die haben offensichtlich bei den Schöpfern alberner Schlagertexte ein Monopol. Eine Verschwörung? Oder einfach die Ideenblockade schlichter Hit-Produzenten? Ich weiss es nicht.
Die Rote Rose 🥀 ist ja auch ganz hübsch – und lässt sich problemlos mit weiteren Accessoires umsatzträchtig kombinieren und den Freunden gefühlsdusligerer Trallala-Liedchen unterjubeln – möglichst aber nicht etwa als stacheligePflanze, sondern als penetranter Ohrwurm.
Einem gewissen Gerhard Tschirnitz gelang das unter dem Pseudonym René Carol gelang bereits 1952 mit der Mega-Schulze „Rote Rosen, Rote Lippen, Roter Wein. Ein weiteres Beispiel für das Rosen-Monopol auf die verkaufskräftige Signalfarbe Rot ist der „immergrüne“, aber natürlich rosig rote Evergreen „Roses are red, my love“, das dem damals blut(rot)jungen Bobby Vintula, dem Sohn eines polnischen Vaters und einer litauischen Mutter unter dem amerikanisierten Namen Bobby Vinton andauernde Bekanntheit verschaffte.
Ob den heute 86jährigen Bobby heute noch jemand kennt, weiß ich nicht. Mag daran liegen, dass er sich 1962 nicht mit dem Rot der Rose zufrieden gab, sondern sein Halbwissen mit der zweiten Zeile des Hits meinte unter Beweis stellen zu müssen. Er behauptete, um des Reimes Willen, dass Veilchen blau seien „Violets are blue‘ -mdabeoi weiß heutzutage längst jeder Kunde eines Gartenzentrums, dass Veilchekn eher violett sind.
Aber zurück zu meinem farblich-fetischistischen Bekenntnis. Ein echtes, unverwechselbares KNALL-ROT als Alleinstellungsmerkmal gibt es unter den zigtausenden Rosenzüchtungen eher weniger – wenn überhaupt.
Grund genug eine Kampagne für DIE Pflanze zu initiieren, die wohl zu Recht als das “Rot per se und in Natura” genannt werden darf. Die Rede ist natürlich vom Klatschmohn. Der “knallt” richtig. Für mich ist er eindeutig die (Wild)Blume dieses Sommers.
Übrigens heißt unser Klatschmohn im Englischen “Poppies” – Wörtlich übersetzt heißt das “Die Knaller”. Klar: Knallrot
Jos van Aken